09.05.2022
Statement zur geplanten Seilbahn in Kelheim

Die Stadt Kelheim plant eine Seilbahn von Kelheim/Wöhrdplatz zum Bahnhof Saal als Ergänzung zum ÖPNV Verkehr. Zuständig für den ÖPNV im Landkreis Kelheim ist Stefan Grüttner, Stabsstelle 5 - ÖPNV, Schülerbeförderung, Mobilität, Regionalmanagement im Landratsamt Kelheim.

Bereits seit über 1 Jahr wurde in geheimen und nichtöffentlichen Sitzungen von einem auserwählten internen Kreis das Thema „Seilbahn“ bearbeitet und eruiert. Kommunikation und Transparenz sieht nach unserer Vorstellung jedoch anders aus.

 

Am Montag den 25. April 2022 war ein Vortrag/Sachstand von Herrn Grüttner in der Stadtratssitzung zur Kenntnisnahme. Eine Abstimmung fand zu diesem Zeitpunkt noch nicht statt.

 

Als Fraktion ist es uns ein Anliegen, das erste Mal öffentlich Stellung zum Thema „Seilbahn“ zu nehmen, da bei vielen BürgerInnen die Berichtserstattung (z.B. in der App der Stadt Kelheim am 23.02.2022: „Kelheim bekommt einen direkten Bahnanschluss) den Anschein gibt, es sei bereits beschlossene Sache.

 

„Wer sagt die Seilbahn sei super, innovativ oder würde die Stadt Kelheim an den Bahnhof Saal anbinden, ist eher in der Kategorie Wunschdenken gelandet“, so Dennis Diermeier, 2.Bürgemeister und stellvertretender Vorsitzender der Freien Wähler.

 

Das innovative Konzept „Smart Urban Connection – Seilbahn Kelheim“ wird voraussichtliche ein Projektvolumen von ca. 27,6 Mio. € haben. Die Förderung wird mit voraussichtlich bis zu 90% angegeben. Dies suggeriert, dass die Seilbahn bei einem kleinen Eigenteil von 10% quasi als Geschenk zu bekommen sei. Viele Gutachten bei ähnlichen Projekten zeigen eine reale Förderquote von nur 75-80%.

 

Es wurde von einer Revolution der Verkehrsinfrastruktur gesprochen, dass man unter Idealvoraussetzungen effizienter und schneller ans Ziel kommt.

 

Hier möchten wir gezielt auf unsere Ortsteile eingehen, wie sich hier die Anbindung und Nutzung zur Seilbahn nach Kelheim darstellt:

- für Bürger aus Thaldorf, Weltenburg, Staubing, Stausacker, Herrnsaal, Kapfelberg nicht interessant

- Bürger aus Affecking, Bauersiedlung, Kelheimwinzer sind schneller in Saal als am Wöhrdplatz

- Bürger aus Lohstadt/Gundelshausen haben eine direkte Anbindung an einen Bahnhof

 

Dies bedeutet also, dass ein Großteil der Kelheimer Bevölkerung weiterhin auf ein Auto, Linienbus oder ein Taxi angewiesen ist, um zum jeweils nächsten Bahnanschluss zu gelangen.

 

Die Zeiteffizienz mit der Seilbahn lässt sich ebenfalls widerlegen. Aus eigenen Erfahrungen ist man nach ca. 30 Minuten von Kelheim in Regensburg (und auch flexibler). Die Anfahrt mit Seilbahn und DB summiert sich auf 60 bis 70 Minuten.

 

Hinzu kommen weitere wichtige Gesichtspunkte:

• Infrastruktur vor Ort / wo Parken die Fahrgäste an der Seilbahn?

• 36 Sek. Taktung / 12 min. Fahrzeit bringt nichts, wenn die Fahrzeit der Züge/Taktung nach Regensburg unverändert bleibt

• Auslastung der Seilbahn: aktuell nutzen ca. 1000 Pendler den Bahnhof Saal; laut Präsentation sollen 5000-6000 Menschen täglich die Seilbahn nutzen!

 

Hier sehen wir eindeutig das Risiko, dass zu wenig Fahrgäste die Wirtschaftlichkeit gefährden!

 

 

Zusammengefasst kann man sagen, die Stadt Kelheim will bis zu 30 Mio. € für ein altes standardisiertes Verkehrsmittel ausgeben, obwohl man mit einem Bruchteil der Investition das gleiche Ziel mit flexibel einsetzbaren Bussen erreichen könnte. Unser Vorschlag sind zwei Expresslinien auf jeweiliger Donauseite von Kelheim nach Saal und/oder die Taktung der bisherigen VLK Linien (einige Linien sind über 20 Jahre alt) zu erhöhen.

 

Des Weiteren konnte bei der Infoveranstaltung keine Grobeinschätzung zu den laufenden Betriebskosten abgegeben werden – auch fehlende Informationen wie Fahrpreis, Betreiber, usw. konnten nicht betitelt werden.

 

Es gibt also aktuell kein attraktives Gesamtkonzept im Bereich des ÖPNV, sondern immer wieder sogenannte innovative Projekte mit vielen Fördergeldern! Wir fordern ein Miteinander von den bereits bestehenden ÖPNV Angeboten und keine Konkurrenz zu Bus- und Taxiunternehmen.

 

2. Bürgermeister Dennis Diermeier verdeutlicht dies mit: „Man muss nicht bei jedem Zug aufspringen!“

 

Nach den aktuell vorliegenden Informationen spricht sich die Freie Wähler Fraktion somit gegen die Seilbahn in Kelheim aus, sowie auch gegen die Machbarkeitsstudie (Kosten ca. 165.000 € / Anteil der Stadt Kelheim ca. 40.000 €)!

 

Für Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

im Namen der gesamten Stadtratsfraktion der Freien Wähler Kelheim

 

Dennis Diermeier                                  Ludwig Birkl

2. Bürgermeister                                   Fraktionssprecher